Der Kompetenzbegriff ist mir schon länger bekannt, vor allem durch mein Referendariat in Deutschland, wo der neuen Bildungsstandards inzwischen nicht mehr auf "Lernziele" sondern "Kompetenzen" aufbaut. Im Grunde hört sich das zunächst so an, als würde man versuchen Althergebrachtes mit einem neuen, schickeren Namen zu versehen, aber inhaltlich nicht viel zu verändern.
Das stimmt so allerdings nicht. Der Unterschied ist folgender:
Lernziele sind darauf angelegt, dass die Schüler einen bestimmten Punkt erreichen sollen, z.B. eine bestimmte Sache wissen, etwas verstehen, kurzum: an einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Lernstufe erreicht haben.
Kompetenzen hingegen sind etwas anderes. Bei Kompetenzen geht es um die Frage, "Was kann ich?" Und "Können" ist nicht an einem bestimmten Punkt festgemacht, sondern es ist eine Fähigkeit. Fähigkeiten hat man, und dann baut man sie aus, erweitert sie, verfeinert sie. Es geht hier vielmehr um eine Prozess.
Besonders deutlich wird das, wenn man sich die Unterschiede zwischen "Ich weiss, wie man Fahrrad fährt." und "Ich kann Fahrrad fahren." vor Augen führt.
Wenn man Fahrrad fahren kann, dann hat man die Fähigkeit in der Tasche und kann es auch nicht mehr verlernen. Wenn ich aber nur weiss, wie man Fahrrad fährt, kann ich es wieder vergessen. Mal ganz davon abgesehen, dass mir mein theoretisches Wissen, wenn ich auf dem Fahrrad sitze und fahren soll, herzlich wenig bringt.
Ein anderes Beispiel ist der Unterschied zwischen dem 5-vor-12-Lernen auf Prüfungen und dem tatsächlichen Anwendenkönnen.
Nur weil ich in einer Prüfung etwas weiss, heisst das noch längst nicht, dass ich es dauerhaft aufgenommen habe. Viele kennen den Ausspruch, "In der Prüfung gewusst, und dann sofort aus dem Gedächtnis gestrichen."
Wenn ich aber in einer Prüfung etwas tatsächlich kann (basierend auf intrinsischem Verständnis), dann kann ich es hinterher auch noch.
Besonders wichtig wird die Unterscheidung zwischen Wissen und Können, wenn es darum geht, Abstufungen zu unterscheiden.
Bei Wissen kommt man hier nicht weit. Entweder man weiss etwas oder man weiss es nicht.
Wenn ich jedoch etwas kann, dann kann ich es vielleicht grade mal so, oder doch schon ganz gut, oder sogar richtig gut, oder vielleicht bin ich sogar ein Experte.
Und hier kommen die Rubrics ins Spiel. Rubrics sind Kompetenzraster anhand derer man nicht nur sieht was man weiss oder kann, sondern auch wie gut man es kann. Man kann anhand von ihnen auch abschätzen wie stark man sich innerhlab einer Zeitperiode verbessert hat (gemessen am persönlichen Ausgangspunkt!) oder aber, wo man im Vergleich zu einer Gruppe von anderen Lernenden steht, beziehungsweise, wie stark man sich im Verhältnis zur Gruppe verbessert hat.
Einige schöne Bespiele von Rubrics aus dem Englischunterricht findet man unter folgenden Links:
- Einfache Rubrics zum Thema Aufsatz Schreiben
- Rubric zum Thema Formelle Briefe
- Rubric zum Thema Experiment oder Fallstudie
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