Statt über die gestrige Berufspädagogiksitzung zu sprechen, möchte ich mich heute lieber etwas mit meiner Lektüre für dieses Modul beschäftigen. Im kursbegleitenden Buch, "Berufsbildung in der Schweiz" in den Kapiteln 7, 8, und 9 werden die drei Lernorte der Schweizer Berufsbildung genauer beleuchtet. Dies finde ich ungeheuer spannend.
Die drei Lernorte sind: Betrieb, Schule und der 3. Lernort. Betrieb und Schule sind als Begriffe vermutlich relativ leicht verständlich. Der 3. Lernort klingt da schon etwas exotischer. Doch dazu später mehr.
Im Betrieb werden die Lernenden praktisch ausgebildet. Das heisst, sie lernen "on the job" die tatsächlichen Tätigkeiten, welche sie im späteren Arbeitsleben auch ausführen können müssen. Diese lernen sie von Ausbildern, welche ebenfalls in diesem Beruf tätig sind. Im Klartext bedeutet das, die Auszubildenden lernen den Berufsalltag kennen, erfahren Kundenkontakt oder aber zumindest, was es bedeutet, echte Kundenaufträge auszuführen. Sie müssen echte Erwartungen erfüllen, stehen unter realem Zeitdruck und Produktionsfehler wirken sich mehr oder weniger gravierend auf den Betrieb und alle darin Beschäftigten aus. Die Ausbildung im betrieb ist unerlässlich - nur dort kann man lernen, wie die Arbeitswelt tatsächlich aussieht, welche Erwartungen auf einen zukommen und wie man am besten damit umgeht.
In der Schule werden die Lernenden eher theoretisch ausgebildet. Das heisst, sie lernen welche Konzepte hinter ihren Berufsfeldern stehen, sowie all die Kompetenzgrundlagen welche nötig sind, um das, was sie im Betrieb leisten und lernen müssen, auch leisten und lernen zu können. Die Schule kann dabei eine BFS sein, das bedeutet Berufsfachschule - dort werden alle Berufslernenden ausgebildet, egal welche Art von Abschluss sie anstreben. Zusätzlich dazu gibt es noch die BMS, die Berufsmaturitätsschule. Diese wird von den Auszubildenden besucht, welche zusätzlich zur Lehre , also lehrbegleitend, eine Berufsmatura machen möchten (BM1), beziehungsweise nach der abgeschlossenen Lehre ein Matura machen möchten (BM2). Neben den Berufsbzogenen Fächern, je nach Berufsrichtung, gibt es an den BF oder BM Schulen auch noch allgemeinbildende Fächer wie Mathematik, Deutsch etc.
Der dritte Lernort ist etwas besonderes. Für die meisten Lernenden befindet sich der dritte Lernort in den ÜKs. Das sind überbetriebliche Kurse. Diese finden, wie der Name schon sagt, nicht im Betrieb selbst statt, sondern in einer zusätzlichen Einrichtung. Gelernt werden dort in der Regel die Dinge, welche die Auszubildenden im Betrieb selbst nicht lernen können, weil dort keine Möglichkeit dazu gegeben ist. Oft ist dies der Fall in kleinen Betrieben, welche nicht die gesamte Bandbreite der Ausbildung auch im Betrieb selbst vermitteln können, weil sie sich spezialisiert haben auf bestimmte Bereiche oder aber, weil die Auftragslage beeinflusst, welche Arbeiten im Betrieb gemacht werden können und für welche keine Zeit bleibt.
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