Samstag, 23. Februar 2013

Systemische Lernkultur

Heute möchte ich gerne über etwas bloggen, was ich neulich in "Einfach Systemisch" gelesen habe, das mir aber auch selbst im eigenen Unterricht schon hin und wieder aufgefallen ist.

Im Buch werden diverse Punkte zusammengefasst unter dem Titel "Systemische Lernkultur". Gemeint ist damit, dass Rahmen-Bedingungen geschaffen werden, die das Lernen unterstützen. Hier werden zum Beispiel folgende Punkte angesprochen:
  • Raumgestaltung
  • Selbstorganisation
  • Rhythmus und Eigenzeit
Ich möchte gerne über diese Dinge im Hinblick auf meine eigene Unterrichtserfahrung sprechen, weil diese ziemlich genau den Inhalt des Buches widerspiegeln und dessen Aussage stärken. Heute möchte ich mir den Punkt "Raumgestaltung" herauspicken.

Ich unterrichte momentan unter anderem an einer Berufsschule. Diese ist, wie die meisten Berufsschulen in der Schweiz hervorragend ausgestattet. Mein Klassenraum ist technisch hervorragend bestückt mit Computer, Beamer, Presenter, Drucker etc. Darüber hinaus verfügt jeder einzelne Schülerplatz über einen aus dem Tisch ausfahrbaren Monitor mit Computer unter der Tischplatte. Das ist hervorragend für Internetrecherche und ähnliches. Allerdings bdeutet dies auch, dass sämtliche Tische in diesem Raum fest am Boden verschraubt und somit unverschiebbar sind. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich mich schon über diese Kleinigkeit geärgert habe. Die für mich unveränderliche  Raumausstattung behindert jegliche Form von Gruppenarbeit. Ich kann die Schüler die Tische nicht zu Lerniseln umbauen lassen. Sitzkreise sind ebenfalls nicht möglich. Am schlimmsten war es, als ein gehbehinderter Schüler neu in die Klasse kam und mit seinem Rollstuhl grundsätzlich direkt neben der Tür sitzen musste, weil er nicht weiter in den Raum hineinfahren konnte. Hier merkt man sehr schnell, wie stark sich die Nutzung des Raumes auf die Unterrichtsqualität und das Wohlbefinden aller im Raum Anwesenden auswirken kann, und gerne würde ich auf Kosten der schnellen Internetrecherche auf die fest-installierten Tische verzichten.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Systemisch denken

Diese Woche gibt es keine Präsenzveranstaltung im BP-Modul. Stattdessen sollen wir uns auf unser diesjähriges Erfahrungspraktikum vorbereiten. Da meine Vorbereitungen allerdings bereits abgeschlossen sind und ich nun nur noch auf den Beginn des Praktikums warte, habe ich mich nochmals mit der BP-Begleitlektüre "Einfach Systemisch" beschäftigt.

Ich habe darin weiter gelesen und bin wieder auf eine für mich und meinen Unterricht sehr wertvolle Erkenntnis gestossen. Im Buch wird sehr deutlich was der Unterschied zwischen systemischem und nicht-systemischem Denken ist.

Ein ganzer grosser Aha-Effekt war hierbei für mich die Betrachtung von "Wirklichkeit".

Wie oft gehen wir davon aus, dass etwas, das wir beobachten, so und so ist? Sehr schön fand ich hier das Beispiel der Lehrer, die in eine Klasse blicken und siehen, dass viele Schüler mit verschiedenen Dingen beschäftigt sind, die hören, dass es laut ist, die beobachten, dass manche Kinder sitzen, andere liegen, andere umhergehen. Eine Lehrerin zieht daraus den Schluss, dass die dortige Lehrerin die Klasse nicht im Griff habe, dass dort ein Durcheinander herrsche. Eine andere Lehrerin nimmt genau dieselbe Situation allerdings völlig anders wahr und erwähnt lobend die Zurückhaltung der Lehrperson während der hochkonzentrierten Arbeitsphase dieser Montessoriklasse. Hier wird sehr schön deutlich, dass wir stets von unseren Erfahrungen und unseren eigenen Werten und Prämissen beeinflusst werden, welche sich immer auf irgendeine Art und Weise darauf auswirken wie wir das, was wir sehen, wahrnehmen.

Hierbei hilft es uns, uns stets in Erinnerung zu rufen, dass wir unterscheiden können zwischen reinen Beobachtungen und unserer Interpretation des Beobachteten. Tun wir das nicht, verbleiben wir auf unserer persönlichen Auslegung der Beobachtungen und verbauen uns die Möglichkeit, andere Sichtweisen auch nur ansatzweise zu erkennen. Erlauben wir uns aber, einen Schritt zurück zu gehen und die Dinge auch einmal mit offeneren Augen zu betrachten, ihnen eine neue, vielleicht positivere Wirklichkeitsdefinition zu geben, so erweitern wir automatisch unseren Handlungsspielraum.

Und wer möchte das nicht? Besonders in Konfliktsituation können wir, wenn wir uns unserer "Wirklichkeitsinterpretation" bewusst sind, auf andere Wirklichkeitsschablonen zugreifen und die Dinge aus einer anderen Perspektive sehen.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Fallstudie

Gestern erhielten wir in der Beruspädagogik-Sitzung einen Gruppenarbeitsauftrag in Form einer Fallstudie. Meine Gruppe besteht aus Karin, Marianne, Uli und mir und wir haben gemein, dass wir  alle Sprachlehrer sind. In den Fallstudien geht es grundsätzlich um Lehrbetriebe. Einige Fallstudien, die ausgeteilt wurden, bezogen sich in der Art des Lehrbetriebs etwas konkreter auf die jeweilige Fachrichtung der Studenten, wir hatten allerdings die Möglichkeit, uns selbst auszusuchen, um was für einen Betrieb es sich bei unserer Fallstudie handeln sollte.

Wir entschieden uns schlussendlich dafür, einen Coiffeurbetrieb darzustellen und unsere Aufgabe besteht nun darin, in der Gruppe herauszufinden, was ein Coiffeurbetrieb tun muss, um Ausbildungsbetrieb werden zu können, also, welche Anforderungen erfüllt werden müssen. Zusätzlich sollen wir in einem Rollenspiel ein schwieriges Ausbildungsgespräch mit einer Lernenden nach dem ersten Semester führen.

Ich freue mich schon sehr, mit meiner Gruppe zusammen zu arbeiten, weil ich weiss wie engagiert die anderen drei sind und wir ergänzen uns in unseren Fähigkeiten sehr gut. Wir haben bereits beschlossen, dass ich mich um das Poster, welches wir anfertigen sollen, kümmern werde. Marianne will sich besonders um die Charakterisierung unserer Rollenspielfiguren kümmern, um für Authentizität zu sorgen und Uli und Karin werden bereits im Vorfeld einen Grossteil der Recherchearbeit übernehmen und Informationen sammeln, anhand derer wir dann gemeinsam unsere Betriebsinformationen und unsere Vorgehensweise auf dem Weg zum Lehrbetrieb und im Ausbildungsgespräch aufbauen werden.

Die Aufgabe als solche erscheint mir zwar sehr schwer, aber nichtsdestotrotz auch sehr spannend. Nun werden wir also erfahren, wie es sich "anfühlt", Teil eines Ausbildungsbetriebes zu sein. Das wird uns bestimmt für die spätere Tätigkeit an Berufsschulen nützlich sein, sollen wir doch den steten Kontakt mit betrieblichen ausbildern suchen!

Insgesamt weiss ich bisher schon, dass alle Lehrbetriebe in der Schweiz durch dieses Symbol erkennbar sind. Sieht man dies an einer Tür oder in einem Betrieb, so wird dort ausgebildet. Eigentlich sehr praktisch, oder?

Edit: Hier sind nun einige Bilder unserer Fallstudienpräsentation (alle aufgenommen von Max und freundlicherweise zur Verfügung gestellt):