Samstag, 23. März 2013

Abkürzungsdschungel

Wir befinden uns nach wie vor in der Erfahrungspraktikumszeit. Obwohl ich sehr beschäftigt bin mit meiner Unterrichtsplanung, nehme ich mir hin und wieder an den Wochenenden die Zeit und lese in der Berufspädagogik Begleitliteratur.

Ich lerne nicht gerne über das Lesen alleine, vor allem dann nicht, wenn sich in den Lesetexten viele komplizierte Begriffe befinden, oder aber, was noch schlimmer und verwirrend ist: Abkürzungen.

Leider gibt es in unserer Begleitliteratur Abkürzungen zu Hauf, und alle erscheinen mir wichtig. Deshalb dachte ich mir, wäre es vielleicht sinnvoll, alle Abkürzungen, die mir beim Lesen auffallen an einer Stelle zusammen mit ihren Definitionen zu sammeln. Und vielleicht sogar darüber hinausgehend noch mit Links zu jeweils sinnvollen Webseiten, die die Begriffe erläutern oder vertiefen. Wieso also nicht hier in meinem Lernblog?

Ich stelle mir das so vor: Sobald ich eine mir wichtig erscheinende Abkürzung finde, poste ich sie hier in diesem Blogbeitrag. Nach und nach werde ich diesen Beitrag ergänzen, bis ich die Bücher komplett gelesen habe und alle wichtigen Abkürzungen aufgeführt sind.

Hier also nun mein BP-relevantes Abkürzungsverzeichnis:

ABU - Allgemeinbildender Unterricht
ArG - Arbeitsgesetzt
AWA - Amt für Wirtschaft und Arbeit (z.B Thurgau)
BBG - Berufsbildungsgesetz
BBT - Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (früher BIGA)
BBV - Berufsbildungsverordnung
BP - Berufsprüfung (höhere Berufsbildung)
DMS - Diplommittelschule (S. 36)
EBA - Eidgenössisches Berufsattest (Ausbildung 2 Jahre)
EDI - Eidgenössisches Departement des Innern
EDK - Eidgenössische Erziehungsdirektorenkonferenz
EFZ - Eidgenössisches Fertigkeitszeugnis (Ausbildung 3-4 Jahre)
EHB - Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung
EVD - Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement
FMS - Fachmittelschule (S. 36)
GAV - Gesamtarbeitsverträge (S. 100)
HF - Höhere Fachschule
HFP - Höhere Fachprüfung
HMS - Handelsmittelschule
IMS - Informatikmittelschule
ISCED - Internationale Standardklassifikation
KV - Kaufmännische Ausbildung
LAP - Lehrabschlussprüfung
MAR - Maturitätsannerkennungsreglement (S. 38)
NDS - Nachdiplomstudium (terziärer Bereich)
OdA - Organisation(en) der Arbeitswelt
OR - Obligationenrecht (S. 99)
SBBK - Berufsbildungsämter Konferenz
SGB - Schweizer Gewerkschaftsbund
SGV - Schweizer Gewerbeverband
WBK - Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur



Freitag, 15. März 2013

Vergleich: BMS und Kanti

Ich habe bereits in früheren Blogbeiträgen über meine Erfahrungen im Praktikum letztes Jahr gesprochen. Da ich nun gerade wieder im Erfahrungspraktikum bin, diesmal an einer Kantonsschule, hat sich für mich ein weiteres spannendes Thema ergeben: Was macht eigentlich den Unterschied aus zwischen BMS und Kantonsschule?

Hier gibt es natürlich verschiedene Faktoren, die man bei der Beantwortung der Frage genauer betrachten kann: Das Schulsystem, die Schüler, das Lehrpersonal etc.

Grundsätzlich ist selbstverständlich ein grosser Unterschied dadurch gegeben, dass sich BM Schulen an kantonal vorgegeben Rahmenlehrplänen orientieren. In der BMS gibt es Bildungsinhalte, die vermittelt werden müssen, denn diese werden auch in den einheitlichen Abschlussprüfungen gefordert. An Kantonsschulen hat man als Lehrperson weitaus mehr Freiheiten wenn es darum geht, den Lehrplan einzuhalten. Zunächst einmal werden diese Lehrpläne individuell von der jeweiligen Kantonsschule verfasst und sind abgestimmt auf die Bildungsinhalte, die von den dortigen Fachschaften als wichtig angesehen werden. Zusätzlich wird auch weitaus weniger darauf geachtet, wer wann wie welche Bildungsinhalte vermittelt. An der BMS ist dies weitaus strikter, eventuell auch weil dort die Lektionszahl durch die geringere Schultagezeit im Jahr bereits im Vorfeld eingeschränkt ist.

Für mich sind diese Unterschiede jedoch eher nebensächlich, sind doch alle Lehrpläne (sowohl Rahmenlehrpläne als auch die der Kantonsschulen) inhaltlich sehr ähnlich, vielleicht weil sie sehr vage formuliert sind. Und was man im Endeffekt daraus macht, bleibt dennoch jeder Lehrperosn selbst überlassen. Und ob ich mir dem mir zur Verfügung stehenden Zeitrahmen zurecht komme, ist weitaus mehr davon beeinflusst, wie gut ich mir meine Zeit einplane, als davon, wie viel Zeit insgesamt zur Verfügung steht.

Nein, für mich der wesentlichste Unterschied zwischen Kantonsschule und BMS sind die Schüler. Hier merke ich doch sehr deutlich, dass meine Clientele aus ganz unterschiedlichen Motivationen heraus und mit ganz anderen Einstellungen in die Schule geht, ja nachdem um welchen Schultyp es sich handelt. Und ich sehe übrigens in beiden ihre eigenen Vorteile:

Kantonsschüler erscheinen mir eher am theoretischen Lernen interessiert. Hier finde ich bisher viele begeisterte Leser, viele Hobbywissenschaftler und viele Schüler, die sich gerne auch in Pausen in eifrige Theoriedebatten stürzen. Allerdings gibt es sehr viele Schüler, die noch nicht genau wissen, was sie aus ihrer Schulbildung einmal machen wollen.

And der BMS hingegen fand ich letztes Jahr Schüler, die zwar nur sehr ungern lesen und auch viel lieber praktisch arbeiten, als die Schulbank zu drücken, aber die dafür wissen, wo sie hin wollen. Schüler, die ein klares Ziel vor Augen haben (nicht nur beruflich, sondern auch im Blick auf Lebensziele). Und wer ein klares Ziel hat, ist auch bereit dafür Einiges zu tun, das vielleicht nicht ganz so viel Spass macht.

Ich finde beide Tendenzen sehr angenehm. Ich glaube, wichtig ist nur, zu wissen, welche Einstellung meine Schüler haben, denn wenn ich das weiss, kann ich in meiner Unterrichtsgestaltung darauf eingehen.


Samstag, 2. März 2013

Systemsiche Lernkultur II

Um meinen letzen Eintrag fortzusetzen, möchte ich auch heute wieder auf meine Lektüre von "Einfach Systemisch" eingehen.

Letztes Mal sprach ich bereits die "Raumgestaltung" als Faktor der systemischen Lernkultur an. Heute möchte ich gerne über "Selbstorganisaton und Eigenzeit" sprechen. Denn auch in Punkto Selbstorganisation habe ich Erfahrungen gesammelt. Hier noch zur Zeit meines Referendariats in Deutschland.

Dort habe ich eine als "sehr schwierig" beurteilte (oder verurteilte?) Klasse unterrichten dürfen und führte im Fach Englisch innerhalb von vier Wochen eine Unterrichtseinheit in Form von Lernstationen durch. Die Schüler konnten sich dabei selbst Stationen wählen und bestimmen welche Aufgaben sie wann, in welcher Sozialform und wie bearbeiteten. Zu jeder Station erarbeiteten sie ein Produkt, welches dann von den Schülern in einer Art Mappe festgehalten wurde. Die Klassenlehrerin erklärte mir direkt zu Beginn, dass sie bereits alles versucht habe, um die Schüler dieser Klasse dazu zu bringen, im Unterricht Englisch zu sprechen, allerdings alles vergeblich. "Die sprechen eh nur Deutsch und Hausaufgaben brauchst du denen auch nicht geben wollen - die machen sie eh nie."

In der Einführung meiner Einheit erläuterte ich dann direkt, wie viel Eigenverantwortung die Schüler tatsächlich übernehmen konnten, erklärte, wie sie, durch eigene Planung und Zielsetzung genau die Leistung, und damit auch die Endnote, erreichen konnten, die sie anstrebten. Ich machte deutlich, dass ihnen in dieser Einheit sehr viel mehr Freiräume gegeben sein würden als sonst und dass diese einhergingen mit mehr Verantwortung für das eigene Handeln. In diesem Rahmen schlug ich unter anderem vor, "From now on, for the duration of this unit, you are allowed to speak to each other about whatever you want. You can talk about what you did on the weekend or who you think is hot or which teacher you find annoying. You can talk about anything - as long as you do it in English."

Die Schüler konnten es überhaupt nicht fassen und suchten mich tatsächlich gleich mehrmals an diesem Tag im Lehrerzimmer auf, um nachzufragen, ob sie denn nun wirklich im Unterricht über Unterrichtsfremdes sprechen dürfen, solange sie es auf Englisch täten.

Die Einheit verlief für mich ausgesprochen zufriedenstellend und für die Klassenlehrerin sehr überraschend. Sämtliche Schüler begannen ohne Zwang konsequent englisch zu sprechen - und nicht nur das, darüber hinaus korrigierten sie sich unaufgefordert, sollte einmal jemandem aus Versehen ein deutsches Wort herausrutschen. Zusätzlich begannen die Schüler ebenfalls unaufgefordert, kurz vor Lektionsende sich von mir Zusatzaufgaben zu erfragen, welche sie mit nach Hause nehmen konnten, um ihre Mappe zu bereichern oder vorzuarbeiten (um in der nächsten Lektion mehr Zeit für Privatgespräche zu haben). Viele merken gar nicht, dass sie dabei waren, die Lehrperson um mehr Hausaufgaben zu bitten.

Die gesamte Klasse arbeitete wirklich ausgesprochen hart und zielstrebig in dieser Einheit und viele konnten danach eine deutliche Leistungssteigerung aufweisen. Für mich persönlich am schönsten war jedoch, dass ein Schüler, welcher dafür bekannt war, mit verschiedenen Lehrpersonen stets über seine Leistungsbeurteilungen zu diskutieren, diesmal auch nicht viel besser als sonst abschnitt, dafür aber völlig zufrieden mit seiner Beurteilung war, zumal er selbst bemerkte, "Wenn ich eine bessere Note gewollt hätte, hätte ich nur mehr tun müssen."

Ich kann also aus eigener Erfahrung bestätigen, dass es sich durchaus lohnt, den Schülern mehr Selbstorganisation und mehr Freiheiten im Rahmen der Gestaltung ihrer Eigenzeit zuzugestehen. Sehr oft wirkt sich genau diese Freiheit positiv auf das Lernverhalten der Schüler aus.