Donnerstag, 31. Januar 2013

Drei Lernorte

Statt über die gestrige Berufspädagogiksitzung zu sprechen, möchte ich mich heute lieber etwas mit meiner Lektüre für dieses Modul beschäftigen. Im kursbegleitenden Buch, "Berufsbildung in der Schweiz" in den Kapiteln 7, 8, und 9 werden die drei Lernorte der Schweizer Berufsbildung genauer beleuchtet. Dies finde ich ungeheuer spannend.

Die drei Lernorte sind: Betrieb, Schule und der 3. Lernort. Betrieb und Schule sind als Begriffe vermutlich relativ leicht verständlich. Der 3. Lernort klingt da schon etwas exotischer. Doch dazu später mehr.

Im Betrieb werden die Lernenden praktisch ausgebildet. Das heisst, sie lernen "on the job" die tatsächlichen Tätigkeiten, welche sie im späteren Arbeitsleben auch ausführen können müssen. Diese lernen sie von Ausbildern, welche ebenfalls in diesem Beruf tätig sind. Im Klartext bedeutet das, die Auszubildenden lernen den Berufsalltag kennen, erfahren Kundenkontakt oder aber zumindest, was es bedeutet, echte Kundenaufträge auszuführen. Sie müssen echte Erwartungen erfüllen, stehen unter realem Zeitdruck und Produktionsfehler wirken sich mehr oder weniger gravierend auf den Betrieb und alle darin Beschäftigten aus. Die Ausbildung im betrieb ist unerlässlich - nur dort kann man lernen, wie die Arbeitswelt tatsächlich aussieht, welche Erwartungen auf einen zukommen und wie man am besten damit umgeht.

In der Schule werden die Lernenden eher theoretisch ausgebildet. Das heisst, sie lernen welche Konzepte hinter ihren Berufsfeldern stehen, sowie all die Kompetenzgrundlagen welche nötig sind, um das, was sie im Betrieb leisten und lernen müssen, auch leisten und lernen zu können. Die Schule kann dabei eine BFS sein, das bedeutet Berufsfachschule - dort werden alle Berufslernenden ausgebildet, egal welche Art von Abschluss sie anstreben. Zusätzlich dazu gibt es noch die BMS, die Berufsmaturitätsschule. Diese wird von den Auszubildenden besucht, welche zusätzlich zur Lehre , also lehrbegleitend, eine Berufsmatura machen möchten (BM1), beziehungsweise nach der abgeschlossenen Lehre ein Matura machen möchten (BM2). Neben den Berufsbzogenen Fächern, je nach Berufsrichtung, gibt es an den BF oder BM Schulen auch noch allgemeinbildende Fächer wie Mathematik, Deutsch etc.

Der dritte Lernort ist etwas besonderes. Für die meisten Lernenden befindet sich der dritte Lernort in den ÜKs. Das sind überbetriebliche Kurse. Diese finden, wie der Name schon sagt, nicht im Betrieb selbst statt, sondern in einer zusätzlichen Einrichtung. Gelernt werden dort in der Regel die Dinge, welche die Auszubildenden im Betrieb selbst nicht lernen können, weil dort keine Möglichkeit dazu gegeben ist. Oft ist dies der Fall in kleinen Betrieben, welche nicht die gesamte Bandbreite der Ausbildung auch im Betrieb selbst vermitteln können, weil sie sich spezialisiert haben auf bestimmte Bereiche oder aber, weil die Auftragslage beeinflusst, welche Arbeiten im Betrieb gemacht werden können und für welche keine Zeit bleibt.

Donnerstag, 24. Januar 2013

Posterpräsentation - Mein Lernjob

Endlich durften wir in Berufspädagogik unsere Lernjobs per Poster vorstellen.Hier ein Bild meines Posters (nachträglich eingefügt; aufgenommen und zur Verfügung gestellt von Max - herzlichen Dank!):
In meinem Lernjob ging es um einen Theaterbesuch im Rahmen des Deutschunterrichts. Eine der Vorgaben des Lernjobs war gewesen, dass wir einen ausserschulischen Lernort wählen sollten. Das war zunächst gar nicht so einfach. Aber nach einigem Brüten über den Rahmenlernplänen (z.B. hier der des Kantons Thurgau) und kulturellen Angeboten mit Berufsbezug kam mir die Idee zu einem Theaterbesuch des Stückes "Stressfaktor 15" - Der Lehrplanbezug war bereits alleine aufgrund des Theaters gegeben, welches klar als Kultureinfluss gilt. Zusätzlich konnte ich das Stück mit dem Lebensalltag der Lernenden verknüpfen - welcher Auszubildende hat keinen Stress? Ein Thema war also gefunden und von da an war die Erstellung des Lernjobs einfach. Das Theaterhaus Thurgau bietet selbst sehr viele Unterrichtsmaterialien zum Stück und auch Zusatzangebote für Schulklassen, so konnte ich nach Herzenslaune einen spannenden Arbeitsauftrag zusammenschneidern.

Am Poster hier sieht man übrigens auch sehr, wie ich versucht habe, die Visual Facilitating Erkenntnisse umzusetzen. Meine Männchen bestehen aus O's und U's, ich habe einen Weg eingebaut, dem ich im Poster folgen kann. Ich habe Symbole eingesetzt, wie etwa die Glühbirne für "Lernzuwachs", einen Vorhang und Masken für "Theater" und einen Spiegel für die abschliessende "Reflexion".

Am "Banner" oben, in dem die Überschrift des Plakates thront, kann man auch deutlich erkennen, wie ich Schattierungen eingesetzt habe, um das Poster insgesamt etwas dreidimensionaler und professioneller wirken zu lassen. Zusätzlich habe ich zwar Farbe, aber auch nicht zu viel davon verwendet: lediglich orange, schwarz, weiss, und grau. Das orange findet sich dann auch wieder in den kleinen Post-It Zetteln, welche ich als interaktive Elemente hinzugefügt habe. Darauf stehen jeweils die Lernplan-relevanten Kompetenzen welche in dem Bereich des Lernjobs erfüllt werden.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meinem Plakat und ich glaube, es kam auch bei den anderen ganz gut an.

Donnerstag, 17. Januar 2013

Roche Diagnostics

Gestern war wieder eine Berufspädagogik Exkursion, diesmal organisiert von Christian, einem Studenten in unserem Kurs. Da seine Frau bei Roche Diagnostics in Rotkreuz arbeitet, hatten wir die Möglichkeit dort einmal in den Konzern einzublicken.


Während unserer Exkursion wurden wir zunächst an der Rezeption empfangen und von dort aus zu den Schulungsgebäuden geführt. Zunächst erhielten wir einen Vortrag darüber, dass Roche sich auf zwei Gebieten spezialisiert hat: Diagnostika und Pharmazeutika. Die Niederlassung in Rotkreuz gehört zum Gebiet Diagnostika. Dabei geht es um Früherkennung, Diagnose, Patientenstratifikation und Überwachung nach der Therapie. Roche, als Weltkonzern hat global Mitarbeiter aus 126 Nationen. In der Schweiz selbst sind es immer noch 79 Nationen und in Rotkreuz  49. Einige Firmen-Standpunkte, die mir persönlich in Erinnerung blieben sind ausser Rotkreuz Basel, Mannheim, Graz, Pleasanton, Indianapolis, Tokyo und Singapur. Die 2 ½ tausend Mitarbeiter in Rotkreuz unterteilen sich in 1945 Internationale, 190 Nationale, 600 Externe und 109 Lernende.

Die Berufsbildung bei Roche Rotkreuz bildet in verschiedenen Bereichen aus: Informatik (Software-Entwicklung), Elektronik, Kaufmännisch, Labor, Konstruktion und Koch. Zusätzlich gibt es ÜKs. Die meisten Lernenden kommen auf dem Kanton Zug (48%), der Rest kommt aus Luzern (18%), Schwyz (17%), Aargau (13%), Zürich (3%) und Nidwalden (1%). Lehrabbrüche oder Vertragsauflösungen seitens Roche sind ausgesprochen selten (1-2 pro Jahr).

Roche stellt hohe Anforderungen an seine Lernenden. Dies beginnt bereits bei der Auswahl. Kriterien sind z.B.: ~Note 5, hohe Leistungsbereitschaft (10-15 Stunden pro Woche), hohes Engagement, Motivation, Durchhaltewille, Selbständigkeit und Zuverlässigkeit. Zusätzlich gibt es immer ein Jahr vor der Lehre ein Berufspraktikum zum Schnuppern, sowie Eignungsabklärungen und persönliche Gespräche.

Das Ziel der Berufsausbildung bei Roche, das sehr deutlich wurde, ist das, dass die Leute nach der Ausbildung bleiben. Deshalb wird sehr viel Wert auf eine qualitativ hochwertige Ausbildung gelegt. Zusätzlich entstehen so Einstellungs- und Aufstiegschancen für die Lernenden. Ein Pluspunkt für Roche ist bei der Ausbildung zusätzlich, dass die Lernenden in ihrer Schulungszeit bereits mit den Räumlichkeiten und Abläufen im Sitz Rotkreuz vertraut gemacht werden, so dass nach Ende der Ausbildung, ohne Einarbeitung direkt in die Arbeit übergegangen werden kann, was für fremde Neu-Mitarbeiter aufgrund der Größe von Roche kaum möglich wäre.

Besonders interessant fand ich die Führung durch die Schulungsräume, in denen uns sowohl die Fachlehrer als auch die Schüler allesamt sehr motiviert und offen entgegengetreten sind. Mit Freude wurden uns aktuelle Projekte und Arbeiten vorgestellt. Auffallend war, dass, obwohl Roche so viele Lernende beschäftigt, dass  sich gar nicht alle kennen können, im jeweiligen Unterricht sehr auf eine persönlich-vertraute Atmosphäre geachtet wurde. So dass zum Beispiel der Elektronik Lehrer inmitten seiner Schüler und war kaum von ihnen zu unterscheiden. Sehr angenehm fand ich auch, dass in typisch männlichen Berufen, wie zum Beispiel bei den Laboranten, trotz allem eine gute Frauenquote vorhanden war (im Schnitt ~50%).

Besonders gefallen hat mir, dass wir die Chance hatten, sowohl Lernende die noch am Anfang der Ausbildung stehen, als auch solche die kurz vor dem Abschluss standen, zu befragen. Hier wurde sehr schnell deutlich, welche enorme Kompetenzsteigerung die Lernenden durch die Ausbildung bei Roche erfahren. Alle Lernenden im letzten Ausbildungsjahr, die wir trafen, beeindruckten nicht nur durch ihr sehr sicheres umfängliches Fachwissen, sondern auch vor allem durch ihre Selbständigkeit. So wurden uns sehr komplexe selbstgewählte Projekte nicht nur verständlich sondern auch begeistert und beeindruckend vorgestellt und sämtliche unserer Fragen kompetent und überzeugend beantwortet.



Donnerstag, 10. Januar 2013

Visual Facilitating

In meinem ersten Blogbeitrag hatte ich es ja bereits angesprochen. Irgendwann würden wir in Berufspädagogik etwas über Visual Facilitating lernen. Und gestern war es nun endlich so weit.

Visual Facilitating bedeutet im Grunde, die Dinge, die man sagt (z.B. im Unterricht) auch begleitend visuell greifbar zu machen, z.B. indem man sie mit Symbolen oder Bildern unterstützt. Am einfachsten geschieht das, indem man begleitend zum Lernprozess Poster gestaltet, auf denen man festhält, was gesagt/erkannt/gefragt/etc. wird

Allerdings gibt es viele Lehrpersonen, die von sich selbst sagen, "Ich kann leider nicht zeichnen, deshalb kommt das, so gerne ich auch möchte, für mich nicht in Frage."

Dabei ist Visual Facilitating so einfach. Die Kernerkenntnis der gestrigen Sitzung war für mich eindeutig die, dass man mit nur ganz wenigen Strichen und einfachen Formen so gut wie alles symbolisch darstellen kann. Zum Beispiel: ein O ein umgedrehtes U und ein W ergeben zusammen ein Männchen.
 Verschiebt man das W zur Seite, ergibt sich ein sitzendes Männchen:

Und so weiter. Es gibt im Grunde keine Grenzen.

Man braucht lediglich ein wenig Phantasie, um aus den Strichen, Buchstaben und einfachen Formen ein Symbol zu erstellen. Und für die Leute, die sich mit der Phantasie schwer tun, gibt es Bikablo und das Internet als nachahmenswerte Bildquellen. Dort findet man bereits viele unzählige, sehr einfach zu zeichnende Symbole, die man nur übernehmen muss. So kann man im Grunde für alles, was im Unterricht so erzählt, stets ein passendes, unterstützendes Symbol finden.

Nach diesem ersten Schritt war die zweite wichtige Erkenntnis, dass die Anordnung unserer Symbole und Informationen im Poster einen grossen Einfluss auf den bleibenden Lernerfolg haben kann. Zum Beispiel macht es Sinn, zusammenhängende Dinge auch im Poster zu verbinden, wie etwa indem man sie in einen "Container" steckt (das heisst, z.B. einen Kreis, ein Rechteckt, oder ähnliches darumzeichnet). Ausserdem kann ich logische Verknüpfungen unterstützen durch Pfeile, durch gleichbleibenden Bildaufbau in aufeinanderfolgenden Plakaten und durch richtungsgebende Symbole, wie zum Beispiel einen Weg, einen Fluss, eine Route auf einer Landkarte etc.

Zum Schluss kam dann noch ein Aha-Effekt hinzu, als wir gelernt haben, wie wir durch Schattierungen unsere Plakate enorm optisch aufwerten können. Ganz einfach überlegen von welcher Seite das Licht kommen soll und auf der jeweils anderen Seite der Schrift, Symbole, Linien etc. einen Schatten zeichen (zum Beispiel so). Easy Peasy.