Donnerstag, 29. November 2012

Pecha Kuchas

Gestern haben wir in Berufspädagogik gelernt, was Pecha Kuchas sind.

Pecha Kucha ist Japanisch (eigentlich ぺちゃくちゃ) und heisst soviel wie "Geplauder". Es handelt sich dabei um Bildschirmpräsentationen mit besonders festgelegten Rahmenbedingungen:
Eine Pecha Kucha hat genau 20 Folien und jede Folie wird genau 20 Sekunden lang gezeigt. Dies wird bereits im Vorfeld eingestellt und die Präsentation läuft anschliessend beim Vortrag automatisch ab - also ohne Klicken. Eine Pecha Kucha dauert genau 6 Minuten und 40 Sekunden.

Der Grund für die Entwicklung von Pecha Kuchas ist der, dass herkömmliche Präsentationen dazu neigen, uns mit zu vielen, zu langatmigen Informationen zu langweilen. Die meisten Präsentationen dauern viel länger als das menschliche Gehirn fähig ist, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Eine Pecha Kucha hingegen ist bereits durch ihren zeitlichen Rahmen prädestiniert, in der relativ kurzen Zeit auch wirklich nur genau die Informationen einzubinden, die auch wirklich Wesentlich sind.

Man lernt also durch das Erstellen und Halten einer Pecha Kucha, komplexe Inhalte zu reduzieren, zu vereinfachen, verständlich zu machen. Und schliesslich dem Publikum so zu vermitteln, dass dieses sich die Inhalte auch merken und zu nutze machen kann.

Gerade deshalb sind Pecha Kuchas so schön für den Unterricht geeignet. Die Schüler lernen so wirklich, Kernaussagen herauszufiltern und sich kurz aber präzise auszudrücken. Ist eine Folie zu überladen mit Text, dann merkt man das spätestens wenn man nach 20 Sekunden mit dem Lesen nicht nachkommt. Zusätzlich lassen sich durch die Kürze dieser Präsentationsform auch gleich mehrere Präsentationen in einer Lektion anschauen und besprechen.

Ich weiss jedenfalls jetzt schon, dass meine nächsten Schülerpräsentationen in der Klasse Pecha Kuchas sein werden.

Hier zwei Videos, die wir in der BP-Sitzung angeschaut haben, und die mir perösnlich sehr deutlich gemacht haben, was Pecha Kuchas sind und wie sie funktionieren:

1) Eine Pecha Kucha über Schilder

2) Eine Pecha Kucha über Pecha Kuchas im Unterricht
 

Donnerstag, 22. November 2012

CYP Besuch in Zürich

Im Berufspädagogikmodul finden hin und wieder auch Exkursionen statt, so zum Beispiel auch gestern. Da fuhren wir nach Zürich zum CYP. CYP steht für Center for Young Professionals ( in Banking) und es handelt sich dabei um eine Einrichtung, in der junge Bankauszubildende auf besondere Art und Weise ausgebildet werden.

Es war äusserst spannend, einen kleinen Einblick in diese Ausbildung zu erhalten.

Die Jugendlichen wurden dort in relativ grossen Gruppen unterrichtet, allerdings nicht von nur einer Lehrperson, sondern von gleich mehreren Lehrern - und diese waren auch eher Dozent, Ansprechperson und Begleiter als "nur" Lehrer. Die Dozenten hielten zunächst eine Art Vortrag mit Bildschirmpräsentation und kleinen Anekdoten aus ihrer Berufserfahrung. Dann allerdings wurden die Lernenden aktiv eingebunden, indem sie in kleinen Gruppen Aufgaben bearbeiten sollten.

Besonders beeindrucken fand ich, dass sämtlich Lernede mit Tablets ausgestattet waren und darüber Zugriff auf die CYP Cloud und das Internet hatten, wo sowohl Lernmaterial als auch Zusatzinformationen jederzeit zur Verfügung stehen. Lernen am CYP findet also multimedial statt. So eine Ausbildung hätte ich früher auch gerne gehabt.

Im späteren Gespräch mit der Leiterin wurde uns dann das Konzept und der Aufbau der Ausbildung am CYP erklärt. Die Ausbildung findet in Modulen statt, welche sich die Lernenden zeitlich selbst zusammenstellen könne. Das heisst, jedes Modul findet mehrfach statt, zu unterschiedlichen Zeiten, teilweise auch an unterschiedlichen Orten und geleitet von unterschiedlichen Dozenten. Hier ist mir besonders in Erinnerung geblieben, dass alle CYP Ausbilder in den einzelnen Parallel-Modulen jeweils dieselben Unterrichtsmaterialien nutzen. Das heisst, jeder Dozent beutzt in jeweiligen Modul dieselben Powerpoint Präsentationen, den selben Ablaufplan, die selben Aufgaben für die Lernenden.

Darin sehe ich sowohl Vor- als auch Nachteile. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Die Auszubildenden lernen in diesen Modulen genau das, was sie lernen sollen und genau so, wie es vorgesehen ist. Für die Dozenten ist dies auch praktisch, weil sie oft auf bereits ausgearbeitete und bestehende Unterrichtssequenzen zurückgriefen können. Der Nachteil allerdings ist, dass so die Kreativität der Dozenten im eigenen Unterricht doch sehr stark eingeschränkt ist. Ich weiss nicht, ob ich immer eine vorgefertigte Lektion unterrichten wollen würde.

Hmm. Das CYP ist sicher ein sehr guter Wegbegleiter für die Jugendlichen in ihrer Ausbildung. Für mich als Lehrperson wäre es allerdings nichts.

Hier ein kurzer, anschaulicher Film über das Konzept des CYP:

Donnerstag, 15. November 2012

Kompetenzen und Rubrics

In der gestrigen Sitzung ging es in BP um Kompetenzen, Rubrics und Ziele.

Der Kompetenzbegriff ist mir schon länger bekannt, vor allem durch mein Referendariat in Deutschland, wo der neuen Bildungsstandards inzwischen nicht mehr auf "Lernziele" sondern "Kompetenzen" aufbaut. Im Grunde hört sich das zunächst so an, als würde man versuchen Althergebrachtes mit einem neuen, schickeren Namen zu versehen, aber inhaltlich nicht viel zu verändern.

Das stimmt so allerdings nicht. Der Unterschied ist folgender:
Lernziele sind darauf angelegt, dass die Schüler einen bestimmten Punkt erreichen sollen, z.B. eine bestimmte Sache wissen, etwas verstehen, kurzum: an einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Lernstufe erreicht haben.
Kompetenzen hingegen sind etwas anderes. Bei Kompetenzen geht es um die Frage, "Was kann ich?" Und "Können" ist nicht an einem bestimmten Punkt festgemacht, sondern es ist eine Fähigkeit. Fähigkeiten hat man, und dann baut man sie aus, erweitert sie, verfeinert sie. Es geht hier vielmehr um eine Prozess.

Besonders deutlich wird das, wenn man sich die Unterschiede zwischen "Ich weiss, wie man Fahrrad fährt." und "Ich kann Fahrrad fahren." vor Augen führt.
Wenn man Fahrrad fahren kann, dann hat man die Fähigkeit in der Tasche und kann es auch nicht mehr verlernen. Wenn ich aber nur weiss, wie man Fahrrad fährt, kann ich es wieder vergessen. Mal ganz davon abgesehen, dass mir mein theoretisches Wissen, wenn ich auf dem Fahrrad sitze und fahren soll, herzlich wenig bringt.

Ein anderes Beispiel ist der Unterschied zwischen dem 5-vor-12-Lernen auf Prüfungen und dem tatsächlichen Anwendenkönnen.
Nur weil ich in einer Prüfung etwas weiss, heisst das noch längst nicht, dass ich es dauerhaft aufgenommen habe. Viele kennen den Ausspruch, "In der Prüfung gewusst, und dann sofort aus dem Gedächtnis gestrichen."
Wenn ich aber in einer Prüfung etwas tatsächlich kann (basierend auf intrinsischem Verständnis), dann kann ich es hinterher auch noch.

Besonders wichtig wird die Unterscheidung zwischen Wissen und Können, wenn es darum geht, Abstufungen zu unterscheiden.
Bei Wissen kommt man hier nicht weit. Entweder man weiss etwas oder man weiss es nicht.
Wenn ich jedoch etwas kann, dann kann ich es vielleicht grade mal so, oder doch schon ganz gut, oder sogar richtig gut, oder vielleicht bin ich sogar ein Experte.

Und hier kommen die Rubrics ins Spiel. Rubrics sind Kompetenzraster anhand derer man nicht nur sieht was man weiss oder kann, sondern auch wie gut man es kann. Man kann anhand von ihnen auch abschätzen wie stark man sich innerhlab einer Zeitperiode verbessert hat (gemessen am persönlichen Ausgangspunkt!) oder aber, wo man im Vergleich zu einer Gruppe von anderen Lernenden steht, beziehungsweise, wie stark man sich im Verhältnis zur Gruppe verbessert hat.

Einige schöne Bespiele von Rubrics aus dem Englischunterricht findet man unter folgenden Links:
 




Mittwoch, 7. November 2012

Interview mit BM Lernenden

Heute findet für das Berufspädagogikmodul keine Präsenzveranstaltung in der PH statt. Stattdessen haben wir den Auftrag erhalten, uns einen BM-Lernenden zu suchen und diesen im Hinblick auf seine Ausbildung zu interviewen.

Ich habe bereits einen Termin mit dem BZT in Frauenfeld ausgemacht, an dem ich nicht nur einen, sondern gleich zwei Schüler aus einer BM Klasse interviewen darf. Ich freue mich besonders darauf, weil ich so die Möglichkeit habe einen Lernenden und eine Lernende zu befragen und bin schon sehr gespannt, ob es eventuell Unterschiede in der Sichtweise auf die BM gibt, die geschlechterabhängig sind.

Wir haben von Max einen Katalog mit zehn Fragen erhalten (Personalien, Ausbildung, Lehrjahr, Grund für BM-Wahl, Übergang SekI zu Arbeitswelt und BM, gute Ausbildner etc.). Zusätzlich sollten wir uns drei eigene Fragen überlegen, die wir den Lernenden stellen wollen. Ich habe meine bereits formuliert:

1) Was sind Ihrer Meinung nach die Unterschiede zwischen BMS und anderen Schulen?
2) Im Vergleich zu ihrer früheren Schule/n, empfinden Sie bei ihren jetzigen Mitschülern eher
einen grösseren oder einen kleineren Unterschied untereinander in Bezug auf Vorwissen
Lerntempo, etc.?
3) Welchen Stellenwert hat für Sie Unterricht in weniger berufsbezogenen Fächern (z.B. Englisch
oder Deutsch) im Vergleich zu sehr berufsnahen Fächern (z.B. Technik)?

Frage 1 ist eher nochmals eine Präzisierung von Fragen des Kataloges, aber für mich dennoch wichtig, weil ich den Unterschied nur aus Lehrersicht kenne, nicht aber aus Schülersicht.
Frage 2 ist mir wichtig, weil ich in meinem Erfahrungspraktikum gemerkt habe, wie gross die Heterogenität in BM-Klassen ist und es interessiert mich, wie stark das auch von den Schülern wahrgenommen wird.
Frage 3 ist dann schon sehr stark von meinen eigenen Fächern beeinflusst, weil ich wirklich wissen will, welchen Stellenwert meine Fächer, Englisch und Deutsch, für die Schüler im Vergleich haben. Viele Lehrer gehen gerne davon aus, dass ihre Fächer zu priorisieren sind. Aber wenn wir uns an unseren eigenen Schulalltag zurückerinnern, dann ist sehr schnell klar, dass das unmöglich der Fall sein kann. Deshalb ist es mir wichtig, zu wissen, wie wichtig Berufslernenden meine Fächer sind, damit ich mich in meiner Unterrichtsplanung auf die Erwartung der Schüler einstellen kann.

Edit: Ich hatte ursprünglich vor, mein Interview als Tondatei in diesen Blog einzufügen, weil ich die Möglichkeit des Einbindens von allerlei Dateiformaten von anderen Bloganbietern kenne. Leider habe ich festgestellt, dass ich auf Blogspot lediglich Video hochladen kann, nicht aber MP3s.

Statt dessen hier nun das Skript meines Interviews mit Joel und Manuela:

Donnerstag, 1. November 2012

Gute Lernbegleiter

Gestern haben wir in BP über Lernbegleiter gesprochen und es wurde die Frage aufgeworfen, "Was macht einen guten Lernbegleiter aus?"

Ich glaube die Antwort ist sehr vielschichtig und vielleicht auch für jeden von uns sehr individuell beantwortbar. Manche Leute brauchen vielleicht Präzision und Strenge, während andere Freiraum benötigen, um ihre Kreativität ausleben zu können.

Ich persönlich würde die Frage für mich (und wirklich nur für mich) so beantworten:
Ein guter Lernbegleiter nimmt mich und meine Anliegen ernst. Er (oder sie) weiss, dass es mir ernst ist mit meinen Lernzielen und hilft mir dabei, sie zu erreichen. Auf jeden Fall sollte ein Lernbegleiter gut zuhören können und es merken, wenn ich etwas nicht oder falsch verstehe, beziehungsweise, wenn ich irgendwo in eine falsche Richtung laufe. Er sollte mir also dabei helfen, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Ausserdem sollte er mir genügend Information an die Hand geben, dass ich weiss, welche Möglichkeiten ich habe, beziehungsweise, wenn mein Lernbegleiter auch mein Lehrer ist, dann sollte er mir auch klar machen, was von mir erwartet wird. Denn, wenn ich nicht weiss, was von mir erwartet wird, wie soll ich dann darauf hinarbeiten?

In der Sitzung selbst haben wir zunächst einmal Punkte gesammelt, die für uns gute Lernbegleiter ausmachen. Dazu sage ich hier nun nichts mehr, denn ich durfte heute den Klassenblogeintrag verfassen und dort steht eigentlich bereits alles zur Sitzung selbst. (Der Beitrag befindet sich hier.) Besonders möchte ich hier auf die Tangram-Übung hinweisen, die wir in der Sitzung gemacht haben. Das war auf jeden Fall eine lohnende Erfahrung. Doch, wie gesagt, mehr dazu im Link oben.

Ich freue mich jedenfalls bereits auf die nächsten Sitzungen, denn dort werden wir uns weiter damit beschäftigen, wie sich ein guter Lernbegleiter verhält - und wer möchte das denn nicht können?